Besuch bei der Gräfin Wenckheim

Szabadkígyós

Ich liebe Schlösser, irgendwie verkörpern sie eine romantische Illusion. Ich möchte nicht mit denen tauschen, die einst hier lebten da ich auf die technischen Errungenschaften der Moderne nicht verzichten möchte. Aber trotzdem… manchmal täte eine kleine Zeitreise meiner Seele, meiner Neugier gut. Nur um einen Blick darauf zu werfen, wie reiche Menschen früher lebten, wie die Atmosphäre auf einem Ball in so einem Schloss war, was sie an Wochentagen taten. In einer Zeit, wo sie für unsere Begriffe unendlich lange brauchten, um einfach mal in die Hauptstadt zu kommen. Natürlich nur, wenn es sicher wäre, dass ich ohne weiteres in meine eigene Zeit zurückkehren kann. Um festzustellen wie gut wir haben – hier und jetzt!

Über das Schloss

Die ganze Gegend war Eigentum der Familie Wenckheim, die in der Vergangenheit auf verschiedene Weise unter den Erben aufgeteilt und dann durch eine Ehe wieder vereint wurde.

Das Schloss wurde ließ Krisztina Wenckheim mit ihrem Ehemann Frigyes Wenckheim erbauen. Der damalige Modearchitekt Miklós Ybl entwarf das Schloss im Neorenaissance-Stil nach Krisztinas Richtlinien im Jahr 1875. Es verfügt über alle technischen Errungenschaften der Reformzeit, war zu seiner Zeit moderner ausgestattet, als das Parlamentsgebäude in Budapest. Warmluftheizung, Badezimmer mit Fließwasser, Toilette mit Wasserspülung, Gaslampen, für die das Gas im eigenen „Gashaus“ entwickelt wurde.

Kristina Wenckheim

Krisztina wuchs im nahe gelegenen alten Schloss auf. Sein Vater war ein exzentrischer alter Herr, Josef Antal Wenckheim. Nach zwei Ehen hatte er keine Erben. Als er schwer erkrankte, lechzten die geldhungrigen Verwandten, insbesondere sein Cousin Karl, nach dem Erbe. Josef Antal hingegen hatte nicht die Absicht zu sterben. Er erholte sich und heiratete erneut, er nahm die Tochter seiner Wirtschafterin zur Frau, also zum dritten Mal auch ein Bürgermädchen. Graf Karl schickte zur Hochzeit einen schwarzen Sarg mit einem Sechsspänner und sagte, dass er so etwas brauche, keine junge Frau. Diese Szene inspirierte den zeitgenössischen Schriftsteller Mór Jókai zu der Figur des legendären ungarischen Nabob János Kárpáthy.

Der Legende nach liebten sie sich mit wahrer Liebe. Der große Altersunterschied wurde bei der Geburt ihres kleinen Mädchens natürlich zum Nährboden für allerlei Gerüchte. Sie konnten die Familienfreuden nicht lange genießen, die junge Frau starb 4 Monate nach der Geburt. Auch Kristinas Vater verstarb einige Jahre später. Im Alter von 3 Jahren wurde sie das reichste Waisenkind. Ihr Vater sorgte zu Lebzeiten dafür, dass der Nachlass auch nach seinem Tod gut geführt wurde und seine Tochter einen guten Vormund hatte.

Es war eine Schicksalswendung, dass sich Kristina in den Sohn des Grafen Karl verliebte, der ihrem Vater den schwarzen Sarg schickte. Sie waren glücklich verheiratet und hatten 7 Kinder.

Barbara Bauer hat einen sehr schönen Roman über Krisztinas Geschichte mit dem Titel „Das reichste Waisenkind“ geschrieben. Ein schöner Liebesroman in der Art von Jókai. Die Schriftstellerin beschreibt Krisztinas Charakter, wie sie zur Dame erzogen wurde, schreibt über die damaligen Bräuche, die Krönung von Franz Joseph und Elisabeth, an der Kristina als Sisis Hofdame persönlich teilnahm. Der Schriftsteller Mór Jókai und Mihály Lieb, der spätere Maler Mihály Munkácsy kommen in der Geschichte auch vor.

Ich habe das Buch im Souvenirladen des Schlosses gekauft, so blieb die schöne Illusion des Schlosses und des Reformzeitalters noch lange erhalten.

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