Rodopen

Shiroka Laka – “Architekturreservat” in Bulgarien

Shiroka Laka befindet sich in den Rhodopen, 23 km von der Stadt Smolyan, 16 km vom Skigebiet Pamporovo entfernt. Mit seinen 571 Bewohnern erwartet es die hierher Verirrenden. Diese sind in erster Linie Inlandsgäste, aber heutzutage bleibt nichts mehr geheim, so kommen auch mal ausländische Gäste. Die Bulgaren bezeichnen es als Architekturreservat, da sie die authentischen Rhodope-Hauser des im 17. Jahrhundert gegründeten Dorfes liebevoll renovieren. Wir würden es eher als Freilichtmuseum bezeichnen.

Der Name Shiroka Laka bedeutet Krümmung, seine Häuser wurden Amphitheater-ähnlich auf beide Seiten des Bachs Shirokoleshka unter dem riesigen Kiefernwald gebaut. Die hiesigen Baumeister waren im ganzen Land bekannt. 

Aber nicht nur die Häuser sind in Bulgarien beliebt. hier wurden auch berühmte Volksliedsänger und Dudelsackpfeifer geboren. Der Dudelsack ist nämlich keine schottische Erfindung, er wird seit dem Altertum benutzt, hier in den Rhodopen wird er besonders hochgeschätzt.

Jedes Jahr am ersten Sonntag von März (Pesponedelnik) besetzen das Dorf riesige Monster anlässlich des Kukeri-Festivals. Mit Holzschwerten bewaffnet ziehen sie durch die Straßen um alles Böses von den Häusern und aus den Seelen der Menschen zu vertreiben. Heute ist der Monster-Festival international, fremdländische Monster dürfen auch Furcht erregen.

Wir wohnten im Hotel Kalina (90 € für 3 Übernachtungen für 2 Personen mit interessantem örtlichem Frühstück, was entweder ein Langosch, oder ein dicker Eierkuchen war, dazu immer feinste Blaubeermarmelade und Feta-Käse), mitten im Geschehen. Wir beobachteten aus dem Fenster, wie die Händler ihre Waren auspackten und die alles fotografierenden Touristen.

Fast gegenüber gibt es ein Touristeninformationsbüro, wo eine Dame sitzt, die die bulgarische Sprache perfekt spricht, aber keine andere Sprache. Vom Russischen hat sie etwas Ahnung, da sie mal russisch lernte. Wir versuchten uns mit ihr zu verständigen, wir möchten das Museum anschauen, das aber so aussieht, als wäre es seit Jahren zu. Laut Zettel auf dem Tor sollte es nachmittags von 1 bis 5 offen haben. „Nerabotajet“ – sagte sie. Aber es gelang uns für den nächsten Tag um 10 einen Treffpunkt zu vereinbaren, wobei wir selber nicht so sehr daran glaubten, das es klappt. Aber es klappte! Als sie dann sah, wie ausdauernd diese ausländische Touristen sind, schloss sie das Büro und mit den Schlüsseln des Museums ausgerüstet sind wir alle zusammen zu dem 1 km entfernten Gebäude losmarschiert.

Das Ethnografische Museum ist so eingerichtet, wie ein hiesiges Haus aus dem 19. Jahrhundert. Das Haus wurde 1853 gebaut, ursprünglich als türkische Villa, dann kaufte es ein reicher Mann aus dem Dorf, dessen Familie bis 1950 hier wohnte. Dort bekamen wir von der Dame eine handgeschriebene englisch-sprachige, aber detaillierte Beschreibung über die Geschichte, die Zimmer. Mich überwältigte diese Einfachheit, nicht nur das Gebäude, alles drum herum. Die Notwendigkeit von menschlichem Mitwirken, nix Buchung über Internet, Computer, Kopierer oder andere neumodische Dinge, ausschließlich persönlich alles. Die Organisation passte vollkommen zu dem Alter und Charakter des Hauses. Als wären wir ins 19. Jahrhundert zurückgegangen.

Es lohnt sich das Museum anzuschauen, es ist in völlig anderem Stil gebaut als unsere Dorfhäuser aus dieser Zeit. Es ist mehr türkisch, an den Fenstern der Wohnbereiche der Frauen befinden sich Holzgitter, wo die Gäste wohnten gepolsterte Bänke an den Wänden entlang.

Ausflug in die Teufelsrachenhöhle

Die Teufelsrachenhöhle (Dyavolsko Garlo) befindet sich in den West-Rhodopen, 8 km vom Dorf Trigrad entfernt. Diese Höhle zieht nicht mit märchenhaften Tropfsteinen die Besucher magisch an, sondern damit, dass wir hier ganz in der Nähe der gewaltigen Kraft der Natur sind, als kleiner Punkt können wir zum Teil der gespenstischen Unterwelt der Höhle werden. Der Eingang der Höhle erinnerte bereits im Altertum an Teufelskopf die Menschen, aus wessen Rachen mit Furcht erregendem Gedröhne ein mächtiger Wasserfall hinunter strömt. Einer Legende nach stieg hier Orpheus in die Unterwelt hinunter, ins Königreich von Hades, um seine Eurydike zu suchen.

Das Wasser des Flusses Trigradska strömt von einer Höhe von 60 m vom Rachen in die Höhle, damit ist das der höchste Wasserfall des Balkans. Das Wasser fließt in einen riesigen Saal verschwindet 400 m weiter in einem Wasserschlinger um durch eine andere Höhle wieder an die Oberfläche zu kommen.

Es ist sehr geheimnisvoll, egal, was man ins Wasser hineinwirft, kommt nichts heraus am Ausgang. Man experimentierte mit Holzbausteinen und verschiedenen Gegenständen, alle sind spurlos im unterirdischen Fluss verschwunden, dadurch wurde natürlich das Interesse und Fantasie der Menschen immer mehr geweckt. Mit Experimenten durch Wasserfärben stellte man fest, dass das Wasser mehr als 1,5 Stunden braucht um an eine Öffnung zu gelangen, was immer neue Fragen bezüglich der Maße des unterirdischen Wassersystems anregt.

Der Weg für die Touristen führt neben einer künstlich gestalteten Galerie zum Wasserfall. 301 steile, rutschige Treppenstufen führen am Wasserfall vorbei, da muss man hochsteigen, so kann man die Höhle verlassen. Die Höhle hat kontinuierlich 8 °C.

Wunderbrücken (Chudnite Mostove)

Die Wunderbrücken sind natürliche Felsenbrücken, eher wie Tunnel. Sie befinden sich in einer Höhe von 1450 m. Einst war hier eine Höhle, die von einem schnell fließenden Bergbach ausgespült wurde. Manche Teile sind eingestürzt, so entstanden die riesigen Marmorbrücken. Die große Brücke ist ca. 15 m breit und nahe 100 m lang. Ihr größter Bogen ist 45 m hoch und 40 m breit.

Der Legende nach lebten vor vielen-vielen Jahren Hirten in einem Dorf Zabardo. Ohne dass irgendjemand gewusst hätte woher, tauchte eines Tages ein Drache auf, der anfing die Herde zu vernichten. Jahrelang litten die Hirten darunter. Am Ende fanden sie doch eine Lösung um den Drachen loszuwerden. Sie bepackten einen Esel mit Zunder, zündeten ihn an und schickten den Esel Richtung Drachen los. Der Drache verschluckte den Esel samt Zunder, der langsam weiter brannte. Der verrückt gewordene Drache versuchte verzweifelt zu flüchten, aber umsonst. Am Ende fand er ein Loch in der Erde, wo sein Riesenkörper einen Spalt öffnete. Als der Körper Jahre später verweste, blieben riesige Brücken an dieser Stelle.

Kamenni Gabi – echte Steinpilze

Die „Steinpilze“ sind Felsformationen östlich des Dorfes Beli Plast, sie befinden sich auf drei Hektar Fläche. Die Felsen haben ganz korrekte Pilzformen, ihre Stiele sind rosa gefärbt, die Hüte grünlich, der größte ist 2,5 m breit. Sie bestehen aus vulkanischen Rhyolith-Tuff, sie entstanden aber unter dem Meer in der Paläogen-Periode. Der Boden erhob sich, nach dem sich das Meer zurückzog waren die Steine Erosion ausgesetzt. Die untere Schicht vertrug die zerstörerische Kraft der Sonne, des Windes und des Regens nicht so gut, während die obere Schicht beinhaltet widerstandsfähigere Mineralien, so zerfällt diese langsamer.

Natürlich gibt es dazu auch eine Legende: In der Festung Perperikon lebte einmal ein Köhler namens Raduil mit seinen vier schönen Töchtern. Eines Morgens, als sie zum Brunnen gingen, sahen sie eine Truppe feindlicher Krieger. Sie kehrten in die Festung zurück um die Heimgebliebenen zu benachrichtigen, aber die Krieger waren schneller, der Kampf war schon am Gange, als sie ankamen. Die Fremden erwiesen sich als stärker im Kampf, die Männer fielen und die Frauen wurden entführt.  Auch die Töchter von Raduil. Sie führten sie zu ihrem Anführer, der die schönsten Frauen für sich behalten wollte, die anderen sollten Sklavinnen werden. Aber als er näherkam, die Töchter von Raduil bewarfen ihn mit Steinen, Ästen und mit allem, was sie fanden. Das Pferd des Anführers erschreckte sich und warf seinen Reiter ab. Die jungen Frauen warfen sich auf ihn und schlugen ihn tot, dann flüchteten sie in den Wald.

Der beste Freund des Anführers verfolgte sie, aber erst am Abend holte er sie ein. Mit seinem Schwert schlug er den Kopf der einen Tochter ab, der sich sofort in einen Pilz umwandelte, als er auf dem Boden landete. Die nächsten zwei Raduil-Töchter erlitten dasselbe Schicksal. Bevor aber er den Kopf der vierten Tochter abschlagen konnte, verwandelte sich diese bereits zum Pilz. Er bekam einen fürchterlichen Schrecken, aber den Ort seiner Schandtat konnte er nicht mehr verlassen. Im Gegensatz zu den Mädchen verwandelte er sich in einen alleinstehenden schwarzen Felsen. Die Bewohner der Umgebung nennen diese auch heute noch als „Karapete“ (auf Türkisch schwarzer Hügel).

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