Die kleinste Stadt Bulgariens ist Melnik (Мелник) mit ca. 280 Einwohnern – hier leben dort sogar weniger Menschen als in Szarvaskő! Für ein paar Ruhetage auf der Heimreise von Griechenland mit einem kleinen Umweg bietet sich das denkmalgeschützte Städtchen an. Es lohnt sich wirklich, mindestens einmal etwas Zeit in der Stadt zu verbringen und in den umliegenden Bergen zu wandern.
Aber warum ist es eine Stadt mit so wenigen Einwohnern? Wegen seiner historischen Bedeutung, aus Tradition.
Ursprünglich war die Region von Thrakern bewohnt (auch Spartakus war Thraker!), Slawen kamen erst im 6. Jahrhundert. Das Byzantinische und das Bulgarische Reich kämpften jahrhundertelang um das Gebiet. Im 14. Jahrhundert war sie Zentrum eines Herzogtums, vom 14. bis zum 19. Jahrhundert war sie Teil des Osmanischen Reiches.
Die Tabak- und Weinproduktion florierte und griechische Kaufleute verschifften den guten Rotwein aus Melnik nach ganz Europa. Im 19. Jahrhundert war sie noch mit 22.000 Einwohnern eine der größten Städte Bulgariens. Aufgrund der verkehrstechnischen Entwicklung im Laufe des Jahrhunderts konnte der Niedergang der Stadt jedoch nicht mehr aufgehalten werden, da sie abseits der Hauptverkehrswege liegt.
Nach den Balkankriegen wurde die griechische Bevölkerung deportiert und die Grenze geschlossen, so dass der Handel mit der nahegelegenen Ägäis zum Erliegen kam und die bulgarischen Märkte weit entfernt lagen.
Sie wurde 1969 zur Museumsstadt erklärt und ihre Einnahmequellen sind Tourismus sowie Tabak- und Weinhandel. Auch Winston Churchill liebte den hervorragenden Rotwein aus Melnik und bestellte angeblich jedes Jahr 500 Liter davon.






Pyramiden aus Sandstein
Die Umgebung ist ein interessantes Naturphänomen: hoch aufragende Sandsteintürme, die durch Regenwasser auf der südwestlichen Seite des Pirin-Gebirges geformt wurden. Sie liegen zwischen den Klöstern Melnik und Rozhen und ein Spaziergang zwischen ihnen ist beachtlich, nicht zu erklimmen und manchmal furchterregend.





